FALC vs Leichte Sprache vs Liicht Sprooch – Die Mehrsprachigkeit in Luxemburg
FALC vs Leichte Sprache vs Liicht Sprooch – Die Mehrsprachigkeit in Luxemburg
Eine Sprache reicht nicht mehr aus
Luxemburg ist eines der mehrsprachigsten Länder in Europa. Die luxemburgische Bevölkerung wächst schon lange nicht mehr durch Geburten, sondern durch Einwanderung. Dies hat eine direkte Konsequenz: Leichte Sprache muss auch multilingual sein.
Die Situation heute: Hauptsächlich Deutsch
In Luxemburg wird aktuell vor allem die deutsche Leichte Sprache benutzt, weil das luxemburgische Schulsystem historisch immer stark auf Deutsch aufgebaut war. Luxemburger können Deutsch lesen, auch wenn es nicht ihre Muttersprache ist. Daher ist Leichte Sprache die meist benutzte Form von Leichter Sprache im Land.
FALC: Für die französischsprachigen Mitbürger
Neben der deutschen Leichten Sprache wird auch FALC (Facile à lire et à comprendre) – auch oft Facile à lire genannt – immer wichtiger. Die Redaktionsgruppe von Guichet.lu hat seit 2019 Texte in Leichter Sprache publiziert, und 2022 auch die ersten Merkblätter in FALC.
FALC macht Informationen auf Französisch einfacher und verständlicher – besonders für Menschen mit Behinderung, Legastheniker, ältere Menschen oder Personen, die nicht gut Französisch können.
Mehrsprachige Schulen und französischsprachige Kinder
Seit vielen Jahren gibt es in Luxemburg immer mehr internationale und französischsprachige Schulsysteme. Viele Kinder lernen dort Französisch als Hauptsprache, nicht Deutsch. Es ist also wichtig, dass das französische FALC und auch die englische Leichte Sprache „easy language“ einen Platz in unserer Sprachlandschaft bekommen.
Leichte Sprache auf Luxemburgisch: Noch Luft nach oben
Bis jetzt gibt es keine offiziell definierte Leichte Sprache auf Luxemburgisch. Die Sprache ist orthografisch und grammatisch nicht immer einfach, was die Schaffung klarer Regeln kompliziert macht.
Allerdings arbeitet Klaro zusammen mit dem Zentrum für die luxemburgische Sprache (ZLS) an der Entwicklung von Regeln für eine luxemburgische Leichte Sprache. Diese Regeln sollen bis Ende 2025 definiert werden.
Es ist eine große Herausforderung, weil viele Menschen nicht viele Lese- und Schreibkompetenzen im Luxemburgischen in der Schule gelernt haben. Trotzdem wird die Nachfrage immer größer.
Konsequenzen im Alltag
1. Guichet.lu in verschiedenen Sprachen Guichet.lu publiziert Texte sowohl in Leichter Sprache als auch in FALC. Dies geschieht in Kooperation mit Klaro.
2. Empfehlungen von Klaro Klaro empfiehlt, Texte in beiden Varianten anzubieten – also in Leichter Sprache und in FALC. Die Auswahl hängt aber immer von der Zielgruppe ab.
3. Luxemburgische Spezifitäten Auf Luxemburgisch werden oft Wörter aus dem Französischen und aus dem Deutschen abgeleitet. Oft sind auch die luxemburgischen Wörter anders als ihre ausländischen Originale. Zum Beispiel „Chamberwalen“ anstatt „Parlamentswahlen“. Daher ist eine lokale Anpassung von Texten wichtig.
Die Zukunft: Drei Leichte Sprachen
In der Zukunft sollte Luxemburg drei Hauptformen von Leichter Sprache haben:
- Leichte Sprache (Deutsch) – aktuell die meist benutzte
- FALC (Französisch) – wichtig für die französischsprachige Bevölkerung
- Liicht Sprooch (Luxemburgisch) – noch in Entwicklung
Aktuelle Entwicklungen
Accessilingua – Künstliche Intelligenz für Leichte Sprache Im Rahmen eines Appel à Projets des Digitalisierungsministeriums wurde 2024 ein Projekt ausgewählt, um ein Tool mit künstlicher Intelligenz (AI) zu entwickeln. Dieses Tool soll bei der Erstellung von Leichter Sprache helfen. Die ersten Resultate sind vielversprechend, aber alle Texte brauchen noch immer eine menschliche Prüfung vor der Validierung.
Wichtige Botschaften
✅ Mehrsprachigkeit ist eine Stärke, keine Schwäche. Luxemburg soll Leichte Sprache in verschiedenen Sprachen anbieten, um die Diversität der Bevölkerung zu respektieren.
✅ Luxemburgisch braucht Regeln. Die Entwicklung klarer Regeln für eine luxemburgische Leichte Sprache ist ein essenzieller nächster Schritt.
✅ Qualität vor Quantität. Alle Texte, egal in welcher Sprache, sollen von qualifizierten Prüfern validiert werden.
Quellen:
- Guichet.lu (2022): „Guichet.lu publie sa première fiche descriptive en français facile“
- klaro.lu: Le FALC, c’est quoi?
- accessibilite.lu (2025): Interview mit Christopher Schmitt und Béa Brosius von Klaro
- Projekt-Dokumentation: „Liicht Sprooch zu Lëtzebuerg – wichteg fir d’Zukunft“
- MediationScolaire.lu: Rubrik Liicht Sprooch
